arbeitserfahrung als maltherapeutin

Von 1997 bis 2001 wirkte ich, neben der Arbeit in meiner eigenen Praxis, ehrenamtlich bei der Stiftung Prisma (Einlauf- und Begleitungszentrum für ernsthaft kranke Menschen) in Lichtenvoorde (NL) mit. Als Maltherapeutin gestaltete ich dort individuelle Mandala-Beratungen, z.B. für Menschen mit ernsthaftem Krebs, für chronisch kranke Menschen und für Hinterbliebene von Verstorbenen.

# Auf diese Weise begleitete ich eine 42-jährige Frau mit Brustkrebs in der terminalen Phase ihres Lebens. Sie malte im letzten Halbjahr ihres Lebens viele Mandalas, davon siebzehn Mandalas unter meiner Begleitung. Für diese Frau ging eine Welt auf, und es wurden in ihren Zeichnungen tiefe emotionelle Prozesse sichtbar, wodurch sie sich in dieser schwierigen Periode mental stärker fühlte.

Es war ihr Wunsch, dass nach ihrem Sterben Schick-salsgenossinnen auf diese Zeichnungen aufmerksam gemacht würden. Kurz vor ihrem Tod vereinbarten wir, dass ich ihren Wunsch erfüllen würde. Seit 1998 versorge ich regelmäßig in den Niederlanden und in den letzten Jahren auch in Deutschland Menschen mit Lesungen und Präsentationen über die letzte Phase ihres Lebens, zeige über einen Beamer die besonders farbenreichen Mandalas der Verstorbenen und erzähle dabei über ihren Lebensweg.

Im Januar 2012 brachten ich und mein Mann hierüber ein zweisprachiges Buch heraus: „Mijn mandala’s/Meine Mandalas” (ISBN 978-90-9026546-9).

 

 

# Mit Kindern und Jugenlichen arbeitete ich in Bezug auf Maltherapie individuell in einer Grundschule und in einem Gruppenverband.

# 2002 arbeitete ich beim „Verein von Eltern mit Kindern mit Krebs” (VOKK) mit einer Gruppe von 50 Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren. Diese Jugendlichen hatten Krebs oder waren inzwischen von Krebs genesen. Sie trafen einmal jährlich zum Wochenende irgendwo in den Niederlanden zusammen. Während eines solchen Wochenendes war immer Platz für ein spezielles Thema. In einem Fall ging es um das Mandala-Malen. Mittels des intuitiven Malens eines Mandalas kamen bei verschiedenen Jugendlichen aus ihrer Krankheitsperiode Ereignisse ans Licht, die noch nicht verkraftet worden waren. Dadurch, dass nachher in einem Zwiegespräch individuell darüber gesprochen werden konnte, gab es Raum und Aufmerksamkeit für das Ereignis. Die Jugendlichen reagierten voll Erstaunen darüber, dass sie mittels einer selbstgemachten Zeichnung ihre Situation sichtbar machen und ihr auch tief nachspüren konnten.

Das Besondere daran war, dass hauptsächlich Buben ganz von sich aus mit ihrer Zeichnung kamen, weil sie während des Malens wieder mit dieser oft schwierigen Zeit ihres Lebens in Verbindung gekommen waren.

 

# 2013 versorgte ich eine „OMEGA - mit dem Sterben leben”-Gruppe in Vreden (D) einen Mandala-Work-shop für Eltern (acht Ehepare und vier Frauen), deren Kinder (bis zehn Jahre alt) gestorben waren. Die meisten von ihnen hatten ein Kind verloren, es waren aber auch Ehepare dabei, denen zwei oder sogar drei Kinder gestorben waren. Der Abend begann mit einer kurzen Vorstellungsrunde, in der jeder/jede die Gelegenheit hatte, über die Familiensituation zu erzählen.

Alle Teilnehmer*innen hatten keine Erfahrung mit Mandalamalen. Sie bekamen den Auftrag, mit Farbstiften intuitiv, ohne Plan im Voraus und innerhalb eines Kreises, anfangend im Zentrum, ein Mandala zu malen. Nach einer kurzen Entspannungsübung mit Musik im Hintergrund begannen sie ihre Arbeit.

Für viele Teilnehmer, besonders für die Männer, war es eine Offenbarung. Sie erzählten anschließend im großen Kreis von ihren Mandalas, und in all ihren Mandalas kamen die gestorbenen Kinder in meist symbolischer und abstrakter Form vor, und ausführlich wurde darüber gesprochen. Auffällig war, dass besonders die Männer detailliert erzählten, was sie gezeichnet und was sie dabei erlebt hatten. Sie suchten einander im Gespräch auf, waren berührt von dem, was sie erlebt hatten, und waren in den Zeichnungen zu Einsichten und Erkenntnissen gekommen. Für ihre Frauen war es rührend und ungewöhnlich emotionell, diese Erfahrungen von ihren Männern zu hören, aber gleichzeitig heilend; denn Männer, aber auch Jungs sprechen nicht leicht über ihre Emotionen und „verwirken” das an dem Moment der Krise oft auf eine andere Weise, fanden die meisten Frauen und sprachen nach Schluss im Kreis darüber. Schön zu beobachten, dass dadurch auch ein „Zusammenfühlen” zwischen den Ehepaaren untereinander entstand, indem sie zueinander Nähe fanden, als sie über ihre Verluste sprachen.

 

Für mich als Therapeutin war es besonders beeindruckend zu sehen, dass die Emotionen frei geäußert werden konnten; dass die Energie wieder zu fließen begann. Und dass eine ganz besondere Atmosphäre von Zusammemgehörigkeit, Trauererlebnis und respektvoller Liebe füreinander schließlich ganz heilend auf alle einwirkte. Die wunderschönen Mandalas waren aus den schwersten Verlusten entstanden. Für Menschen mit wenig Malerfahrung war es ein ungekanntes Gefühl und eine echte Offenbarung für alle.

2007 begann für mich am Pädagogischen Psychologischen Zentrum Heemstede (PPCH) eine vierjährige höhere Berufsausbildung zur analytischen Maltherapeutin, und ich schloss diese Ausbildung ab mit einem Endbericht unter dem Titel: „Mandalamalen und die Jungianische Psychologie”.